Bad Belzig, 19.10.2019, von Kerstin Ihlenfeldt

Mein großer Tag...

04.30 Uhr durfte ich, nach einer unruhigen Nacht, aufstehen. Heute ist es endlich soweit, nach monatelangen Vorbereitungen, Prüfung. Heute wird sich zeigen, ob sich die Wochenenden der theoretischen und praktischen Übungen auszahlen.

Die Grundausbildungsprüfung für alle Ortsverbände unseres Regionalbereiches fand in meinem Ortsverband Bad Belzig statt.

Insgesamt werden 24 Helferanwärter geprüft und alle sind aufgeregt, viele kennen sich von der Ausbildung und begrüßen sich  mit aufmunternden Worten und guten  Wünschen zum Bestehen. Eigentlich eine lockere und doch etwas unbestimmt geprägte Atmosphäre.  

Nachdem alle eingetroffen sind, es gibt erst einmal Frühstück für alle, was die Stimmung ablenkt, vom bevorstehenden Ereignis.

Im Anschluss wird zur theoretischen Prüfung aufgerufen. Auch ich durfte die 40 Fragen rund ums THW beantworten.

30 Minuten später sind alle fertig und es werden unten die Fragen durchgegangen, alle Emotionen dabei, aber der erste Teil der Prüfung ist geschafft. Dominik und ich sind heute vom unserem Ortsverband Bad Belzig zur Prüfung angetreten. Ich kämpfe also nicht alleine. Dominik ist etwas zerknirscht. Bei mir herrscht Erleichterung. Ich habe ein gutes Gefühl, keine der Fragen hat mir Schwierigkeiten bereitet. So nehme ich es als gutes Vorzeichen, für die bevorstehenden praktischen Prüfungen.

Nach einer kurzen Pause geht es zur Meldestelle, alle 24 Teilnehmer wollen auf 6 Stationen mit je zwei Prüftischen verteilt werden. Hier wird koordiniert, wer sich an welche Station begeben darf, um sein Können unter Beweis zu stellen. Alle Anwärter müssen alle Stationen durchlaufen. So geht es im Wechsel bis zum Mittagessen weiter. Dominik habe ich etwas aus den Augen verloren. Er hat gut gelernt und ich drücke ihm die Daumen. Wir werden uns in den Pausen sicher austauschen.

Ich darf gleich loslegen. Aufbau Mehrzweckzug um ein Fahrzeug zu bergen.. zum Glück eine Aufgabe die ich mir zutraue. Geprobt bzw. geübt haben wir diese Situation im OV Berlin - Steglitz an einem Tankzug. Tolle Aufgabe und eine Teamarbeit mit besonderer Herausforderung.

Geschafft, nach erster Anstrengung auch etwas erleichtert, jetzt nur noch 5 Stationen.

Nach einer Pause geht es weiter. Da ich meine Prüfung im heimischen OV mache, begegne ich immer wieder aufmunternden Blicken, Worten und Umarmungen. Es hilft ungemein und zeigt mir, wie sehr alle an meinem Fortkommen interessiert sind, sie an ihre Prüfung und ihr Gefühl dabei erinnert werden. Es gibt auch ein tolles Gemeinschaftsgefühl und zeigt wie sehr ich schon in der "Truppe" aufgenommen bin. Bei Dominik sieht es wohl ganz gut aus, die Unsicherheit ist bei ihm ebenfalls gewichen und Er kann in der Praxis ganz gut punkten. Das freut mich aufrichtig für Ihn.

Dann Wasserpumpe und Schlauchverlegung über eine Straße, meine zweite Station. Oh man, Hauptsache bekomme ich heute das Aggregat an, bei meiner Aufgeregtheit. Erste Teilaufgabe geschafft und nun Wasser marsch, Aggregat ist angesprungen, ohne zu mucken, puh, auch die Station mit gutem Gefühl erledigt. Dominik hat es auch geschafft und ihm geht es ähnlich wie mir. Wieder eine kurze Pause.. Austausch mit Anderen und wieder Schulterklopfen und aufmunternde Worte der Kameradinnen und Kameraden und unter uns „Prüflingen“. Diese Unterstützung hilft und lässt unsere Anspannung etwas abflauen.

Bis zum Mittagessen ist es noch einige Zeit hin und ich kann sogar noch 3 weitere Stationen schaffen. Verletzten einbinden auf einer Trage zum Transport über unwegsames Gelände und Anlegen einer PSA sowie Absperrung einer Straße nach Unfall mit Beachtung der Gegebenheiten. Wieder eine Station geschafft. Weiter geht es zur Werkzeugkunde und ihre Nutzung bei der Holzbearbeitung und zweiter Teil, alles rundum den Trennschleifer inkl. seines Einsatzes. Viele Einschnitte im steinernen Abflussrohr zeugen von vielen Prüflingen. Insgesamt habe ich jetzt schon 4 Stationen mit gutem Gefühl erledigt. Bisher bin ich zufrieden mit mir und dem Geschafften. Dominik kann ich nicht sehen und weiß auch gerade nicht an welcher Station er "kämpft".

Die Prüfer, die meine anfängliche Nervosität mit Gelassenheit, netten Worten und kleinen Scherzen schnell verfliegen ließen, unterstützten mich daduch sehr. Es herrscht ein Klima des Verständnisses und Du schaffst das! ... und es wirkt!

Doch noch eine Station vor dem Essen, ich bin erleichtert und hätte doch noch lieber eine Pause nehmen sollen. Jetzt ist es zu spät. Alles rund um die Leiter ist gefragt und Knotenkunde. Das Thema Leiter hat gut geklappt und Stiche & Bunde.. oh nein, so oft geübt und hier erwischt es mich. Irgendwie falsch angefangen und festgestellt, nein nicht richtig, zweiter Versuch, richtig angefangen, aber wie war das jetzt weiter? Ich ärgere mich und denke verzweifelt nach, komme auf kein Ergebnis. Der Prüfer erkennt mein Dilemma und nimmt mich raus. Lässt mich eine Leine aufschießen und versucht mich aus meiner Denkschleife zu holen.  

War es das? Fünf Punkte Abzug darf ich haben. Wo könnte ich noch Minuspunkte erhalten haben? Reichen die Punkte? Dominik ist auch etwas geknickt und wir beide sind sehr zerknirscht.

Zum Glück sind unser Ausbilder und auch wieder die Kameradinnen und Kameraden da und helfen mir bzw. beruhigen mich. Überall aufmunternde Blicke und Daumen hoch Zeichen von weitem. Ich bin mir sicher, Sie wünschen uns den Erfolg und glauben daran, dass wir es schaffen.

Mein Sohn, selbst seit einigen Jahren dabei und erst letzten Oktober in gleicher Situation, kommt vorbei und drückt mich, auch er bestärkt mich und meint, was er bisher gesehen habe sähe doch gut aus. Auch Dominik ist jetzt wieder zuversichtlich und kann das Mittagessen genießen. Nun bin ich bereit, die letzte Aufgabe anzugehen.

Schere/Spreizer (der Rettungsgerätesatz), die kann ich und bin nun ungeduldig, jetzt will ich fertig werden! Ich möchte loslegen, muss aber leider noch warten. Es zieht sich und ich werde hibbelig. Wie lange noch und wann sind die Anderen dran oder endlich fertig? Es dauert und dauert, dann endlich! Ich bin jetzt ganz konzentriert und möchte nur noch diese eine Aufgabe erledigen.

Zwischenzeitlich läuft mir Dominik über den Weg. Er steht ebenfalls vor seiner letzten Aufgabe und ist auch abgekämpft.

In Gedanken bin ich diese Aufgabe einige Male durchgegangen. Jetzt kommt die Praxis!

Aufgaben verlesen und los gehts. Wie in einem Tunnel arbeite ich alles ab, mein Stationshelfer muss meinen Redeschwall "ertragen" und hilft mir dadurch mich zu konzentrieren. Er bremst mich etwas, mit den Worten, nicht alles haarklein erklären, es reiche kurze Ansagen. Erst da fällt es mir auf und wir lachen darüber.

Das entspannt die Situation und ich kann die Aufgabe für mich erfolgreich erledigen.

Fertig! Endlich! Ich bin durch, alle Stationen geschafft! ... und ich bin auch geschafft.

Entspannung.. nein, eigentlich kommt jetzt das Warten auf das Ergebnis. Welch nervenaufreibende Warterei für Dominik, mich und alle Anderen.

Endlich, werden, nach einer kleinen Ansprache und Danksagungen, die Urkunden verliehen!

Ich habe es geschafft! Wir haben es geschafft!

... und fast alle anderen ebenfalls! Die Freude ist riesig und es fließen einige Tränen der Erleichterung, nicht nur bei mir. Gefolgt von herzlicher Gratulation und vielen, vielen Umarmungen von allen, nicht nur aus unserem Ortsverband.

Mein Resümee des Tages.. Alle haben geholfen den Tag gut zu meistern und haben, rückblickend, nichts anderes erwartet!

Zum Glück hab Ihr mir das nicht schon vorher gesagt!

Jetzt können wir endlich auch eine aktive Rolle im Team, im Ortsverband und im Einsatz übernehmen!

 


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